Die Geschichte meines Versagens auf der Zehn-Kilometer-Distanz ist lang. Verpasste Bestzeiten, vorzeitiges Aussteigen, Kampf und Qual. Bevor ich noch mal einen Zehner laufe, laufe ich lieber einen Ultra. Bis zum nächsten Versuch zumindest.
Es begann in Witten. Ein Zehn-Kilometer-Lauf am Kemnader See. Ich war ganz gut drauf und wollte — wie immer, wenn ich bei einem Zehner starte — neue persönliche Bestzeit laufen. Wie gefühlt alle Zehner fand auch dieser bei ungefähr 500 Grad im Schatten statt. Und wie bei gefühlt allen Zehnern gab es keinen Schatten. Nach sieben Kilometern war ich weichgekocht und beendete das Drama. Das war mein erstes DNF.
Es folgte ein vorzeitiges Ende beim Dortmunder Citylauf. Und in Neheim. Und jetzt auch noch beim DO-ist-fast-Run in Dortmund.
Ein Zehner bedeutet immer Quälerei
Einen Zehner zu laufen, bedeutet für mich immer Quälerei. Ich bin mit meiner Bestzeit von 48:28 Minuten so unzufrieden, dass ich jeden Lauf mit dem Ziel angehe, mich zu verbessern. Dicht dran war ich 2018 beim Duisburger Innenhafen-Lauf (48:32). Beim Solo Run neulich wäre meine Bestzeit endlich gefallen, aber da war die Strecke 300 Meter zu kurz. Da bin ich pedantisch.
Die Sonne knallte beim DO it fast schon am Morgen.
Bei jedem Zehner denke ich sehr früh ans Aufhören. Oft weckt das meinen Kampfgeist, und ich ackere weiter. Doch oft höre ich auch einfach auf. Auf keiner anderen Distanz muss ich so hart mit meinem inneren Schweinehund kämpfen.
Dabei gibt es einen Faktor, der es mir besonders schwer macht: ein Kurs, auf dem eine Runde mehrmals zu laufen ist.
Kurse mit mehreren Runden demoralisieren mich
Wenn du mich demoralisieren willst, lege einen Rundkurs von zwei oder 2,5 km Länge an und lass mich den fünf- bzw. viermal durchlaufen. Solche Strecken sind mein Motivations-Killer Nummer Eins. Blöderweise sind Zehner genau dafür prädestiniert. Denn diese Läufe finden sehr oft auf kleinen Arealen statt, und um die Stimmung zu verdichten, lässt man die Läufer eben viermal im Kreis rennen.
Mich macht das kaputt.
25 Runden auf der Bahn sind so stupide, dass ich damit kein Problem habe (außer beim Zählen). Aber acht Runden um die Neheimer Innenstadt? Da bin ich raus.
Es liegt nicht an euch, sondern an mir
Liebe Lauf-Veranstalter, um das klar und deutlich zu sagen: Es liegt nicht an euch, sondern an mir! Es gibt zig gute Gründe, einen Zehner eben nicht von Punkt A zu Punkt B oder einmal in einer großen Schleife laufen zu lassen, sondern in mehreren kleinen Runden. Es müssen weniger Straßen gesperrt werden, es braucht weniger Helfer und so weiter. Alles gut.
Ich kann das trotzdem nicht.
Aber das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Wie dämlich wäre es bitte, die Streckenführung als Begründung für eine Minderleistung nach der anderen herzunehmen? Nee, den Beinen ist egal, wie oft sie im Kreis laufen. Das stört nur den Kopf.
Die traurige Hälfte der Wahrheit steckt in den Beinen und in jeder einzelnen Körperzelle und nennt sich Trainingszustand.
Falsches Training
Es ist eine traurige Tatsache, dass ich einfach falsch trainiere, um zehn Kilometer ordentlich durchzuballern oder mit vernünftiger Einteilung zu laufen. Entweder breche ich am Ende ein oder habe am Anfang zu viel Zeit vertrödelt.
Ich mache zu wenig Tempoläufe, zu wenig Intervalle und überhaupt zu wenig qualitativ hochwertiges Training. Anders als bei einem Marathon, bereite ich mich auf Zehner quasi überhaupt nicht spezifisch vor. Das muss sich ändern.
2 Antworten auf „Zu viel wollen, zu wenig können: Der Kampf mit den zehn Kilometern“