Das Laufen hat viel in mir verändert. Ich blicke anders auf mich und auch auf meine Umwelt. Und Entfernungen bewerte ich inzwischen völlig anders — zum Leidwesen meiner Mitmenschen.
„Lass uns spazieren gehen!“…
Ich bin schon immer gerne zu Fuß von A nach B gegangen. Als Jugendlicher bin ich meistens gelatscht. Wenn ich einen Bus verpasst hatte, ging ich gerne eine oder zwei Haltestellen vor, um mir nicht die Beine in den Bauch stehen zu müssen. Den Weg von der S-Bahn nach Hause bin ich schon gewalked, als es diesen Begriff noch gar nicht gab. Dabei hatte ich immer versucht, einen neuen Streckenrekord für die rund einen Kilometer lange Strecke aufzustellen.
Ich glaube, ich wäre ein guter Geher geworden, wenn ich damals gewusst hätte, wie man Geher wird. Stattdessen wurde ich dicker und irgendwann Läufer.
So gerne ich immer schon zu Fuß unterwegs gewesen bin, so ungern bin ich immer schon geschlendert. Schlendern ist genau das, was ich nicht mag, wenn es um die Fortbewegung per pedes geht. Wer meint, mit mir einen Einkaufsbummel unternehmen zu können, befindet sich auf dem Holzweg. Einkaufen, ja. Bummel? Im Leben nicht.
Wandern immer gerne
Ich hatte schon immer einen sehr strammen Schritt und dadurch vielleicht schon immer eine leicht verzerrte Wahrnehmung davon, welche Strecken zu Fuß realistisch machbar sind. Ich mag auch keine Pausen, und wenn du mich beim Wandern, Spazieren oder Laufen richtig fertig machen willst, dann schaffst du das mit vielen Stopps. Dazu zählen natürlich nicht meine eigenen Stopps. Meine Geliebten Fotopausen können mir nichts anhaben. Beim Wandern kann mich eh nichts aufhalten. Wenn mein Diesel erst einmal läuft, dann tuckere ich stur den Weg weiter.
Seit ich laufe, kommt noch ein Problem dazu: Ich kann keine Strecken mehr einschätzen. „Da kann man doch zu Fuß hin“, ist eine klassische Antwort von mir, wenn es darum geht, wie wir zum Park, See oder Restaurant kommen. Fünf Kilometer sind halt eine gemütliche halbe Stunde. Ja, wenn man läuft. Aber nicht wenn man geht. Neulich am See staunte ich auch, wie lange man als Spaziergänger für die knapp sechs Kilometer um den Hengsteysee braucht. Ich kenne den eigentlich nur als Laufstrecke – und da bin ich halt in einer halben Stunde rum.
Ich liege chronisch daneben, wenn ich Entfernungen zum Gehen einschätzen muss. Die Welt ist für Läufer eben doch ein ganzes Stück kleiner.