Seitensprünge beim Laufen: Corona macht’s möglich

Die Corona-Pandemie ändert auch die Art und Weise, wie wir laufen. Lauftreffs sind tabu, Abstand ist angesagt. Und dann diese ständigen Seitensprünge…

Nein, nicht das, woran ihr jetzt denkt! Es ist doch so: Die Corona-Pandemie macht es nötig, dass wir Abstand zu anderen Menschen halten. Auch draußen. Wir Läufer sind aber nun mal Freiluftsportler und entsprechend gehören die Parks und Wälder in unserer Umgebung schon lange uns.

Senioren bevölkern plötzlich die Parks

Doch seit bald einem Jahr bevölkern massenweise Neulinge die Ecken, die wir dereinst für uns alleine hatten oder die wir uns allenfalls mit ein paar Hunden und ihren Besitzern teilen mussten. Viele dieser Neulinge sind ausgerechnet Vertreter einer Gruppe, die es eigentlich besonders zu schützen gilt: Senioren.

Das ist ja prinzipiell okay und löblich. Frische Luft stärkt schließlich Körper und Geist. Nur verlangt die aktuelle Situation ein hohes Maß an Rücksichtnahme, gegenseitiger Rücksichtnahme wohlgemerkt. Dazu gehört auch, dass man dem Gegenverkehr Platz macht, insbesondere dann, wenn man zu einer Risikogruppe gehört.

Die Generation Ü65 macht keinen Platz

Von wegen! In der Realität sieht es so aus – und jetzt übertreibe ich ausnahmsweise mal wirklich nicht: Ich laufe auf meiner Stammstrecke durch den Park und auf mich zu kommt eine Wand aus vier, fünf Vertretern der Generation Ü65. Ich suche nach Schlupflöchern – vergebens. Hoffe, dass das Grüppchen die Formation auflöst und hintereinander statt nebeneinander geht – aber nein. Also: Halstuch über Mund und Nase geschoben und: an die Seite springen und warten, bis sie vorbei sind. Immer und immer wieder.

Vielleicht liegt es ja an mir? Nein. Ein nicht-repräsentativer Chat in meiner Whats-App-Gruppe ergab immerhin, dass ich mit dem Problem nicht alleine zu sein scheine.

Statt bei Rewe stehen sie jetzt im Wald im Weg

„Rentner sind wie Panzer“, heißt es oder: „Statt Samstag bei Rewe sind die jetzt am Wochenende im Wald und stehen dort im Weg.“ Ein anderer klagt über Ü60-Walkerinnen, die nebeneinander den Weg so versperrt haben, dass er an den Rand springen musste, und über Rad-Gruppen, die stur nebeneinander fahren. Als Lösung böte sich an, schon von weitem laut röchelnd zu husten, damit der Gegenverkehr Platz mache.

Irgendwie tröstlich, dass es offenbar nicht nur mir so geht. Aber warum ist das denn so? Ich finde es ja eigentlich richtig toll, wie Corona dafür gesorgt hat, dass jüngere Menschen Solidarität gegenüber älteren und potenziell gefährdeten Mitbürgern leben. Aber dass ausgerechnet die Gruppe, von der immer wieder betont wird, dass sie gefährdet sei, sich oftmals rücksichtslos wie die Axt im Walde verhält, will mir nicht in den Kopf. Zumal ja auch der Dank fürs Platzmachen regelmäßig ausbleibt.

Genau einmal haben mir bislang Menschen dafür gedankt, dass ich ihnen an einer Engstelle den Vortritt gelassen habe – das waren aber keine Senioren, sondern Mittdreißiger. Auch grüßen wird kaum erwidert.

Ich werde dennoch weiterhin brav meine Seitensprünge machen, wenn mir im Wald Seniorengruppen begegnen. Auf Einsicht kann man da wohl lange warten. Und wenn sie sich so gedankenlos im Wald verhalten, lässt das ja vielleicht auch darauf schließen, dass sie sich auch sonst nicht großartig um Abstände kümmern. Also schützen meine Seitensprünge im Zweifel auch mich.

6 Antworten auf „Seitensprünge beim Laufen: Corona macht’s möglich“

  1. Deine Erfahrungen kann Frauchen nur unterschreiben. Ähnlich verhalten sich aber auch Eltern mit Kleinkindern oder Kinderwagen. Auch nebeneinander, kein Platz, keine Lücke. Meist schwätzend den ganzen Weg versperrend. Die Läufer können ja bitteschön in den Wald oder auf die Wiese ausweichen, bekam mein meckerndes Frauchen dann auch schon mitgeteilt. Sehr schade.

    1. Ja, es ist tatsächlich nicht nur bei älteren Leuten so. Bei denen fällt es mir bloß immer besonders auf, weil doch gerade die zu den sogenannten vulnerablen Gruppen gehören und in ihrem eigenen Interesse einfach etwas mitdenken sollten.

  2. Tjaa die Erfahrungen durfte ich wohl auch schon machen..obwohl ich ja kein Freund davon bin, eine ganze Generation immer über einen Kamm zu scheren..es gibt ja bekanntlich immer solche und solche. Aber so grundsätzlich stimmt es schon.. gegenseitige Rücksichtsnahme sollte man schon von allen Seiten erwarten können.
    LG
    Jahn

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