Die Deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathletik 2023 fanden in Dortmund statt. Die Sportstadt und auch einige Athleten präsentierten sich in Bestform.
Wer gute Stimmung bei einem Sportereignis braucht, vergebe seine Meisterschaften einfach Dortmund. Wir kriegen das schon geregelt. Das gilt ganz besonders für die Leichtathletik, denn — so viel Klischee muss gestattet sein — Sprinterinnen, Langstreckler, Werfer und Springerinnen geben immer ihr Bestes. Das mag das Malocher-Herz.
Die „Ultras“ von der LGO Dortmund
Was dieser wunderbar vielseitigen Sportart bislang oft gefehlt hat, war die Art Stimmung, die Handball, Basketball und Fußball auszeichnet, nämlich das gemeinsame, gezielte Anfeuern der Sportlerinnen und Sportler. Bei vorherigen Meetings und Meisterschaften war zwar schon Stimmung unterm Hallendach, aber da geht noch was. Das wollen die Jungs und Mädels von der LGO Dortmund offenbar ändern. „Für mehr Stimmung bei der Leichtathletik“, hatten die LGOler auf ein Transparent geschrieben und sich lautstark an die Umsetzung gemacht.
Ausgerüstet mit Trommel und Megafon feuerten sie natürlich in erster Linie die Athletinnen und Athleten des eigenen Vereins an. Doppelt schade also, dass die LGO nur wenige Teilnehmer am Start hatte. Als Fan guten Sports und guter Stimmung hätte ich mir da doch glatt noch einen Wattenscheider Stimmungsblock gewünscht. Bei der 4×200-m-Staffel heizte der Block den vier Dortmunder Mädels kräftig ein. Schade, dass es am Ende nicht fürs Treppchen gereicht hat.
Auffällig übrigens, dass gefühlt die Hälfte des Teams des TV Wattenscheid 01 aus ehemaligen Dortmunderinnen und Dortmundern bestand.
Christina Honsel sollte eines der Gesichter der Leichtathletik werden
Allen voran Hochspringerin Christina Honsel, die vor wenigen Tagen die 1,98 m übersprang und nun endlich zur absoluten deutschen Spitze gehört. Bei den Deutschen Meisterschaften reichten 1,88 m zum Titel, den sich Christina mühelos sicherte. Wenn sie jetzt fit bleibt, kann Christina mit Sicherheit auch international auf sich aufmerksam machen. Und dann sollte sich die Vermarktungsmaschine mal der sympathischen und nebenbei auch noch unfassbar gut aussehenden Hochspringerin widmen. Denn es kann der Leichtathletik nicht schaden, neben Malaika Mihambo und Gina Lückenkemper noch weitere erfolgreiche und intelligente Frauen als Vorbilder präsentieren zu können.
Gesa Krause ist ja sehr leise und Konstanze Klosterhalfen ist… naja, mit Oliver Mintzlaff befreundet, was sie eigentlich als Vorbild aus dem Rennen nimmt, weil Red Bull grundweg abzulehnen ist. Sportlich ist sie natürlich ein Knaller, was sie auch in Dortmund auf der 3000-m-Strecke zeigte. Und 400-m-Läuferin Alica Schmidt ist zwar irgendwie ein Star, es wäre bloß wünschenswert, wenn sie das Potenzial, dass sie neben der Tartanbahn hat, auch auf der Stadionrunde selbst hätte.
Apropos Malika Mihambo: Die Olympiasiegerin und Weltmeisterin sprang an Tag 2 der DM mit 6,66m zum Titel und verwöhnte einen Tag zuvor das Publikum noch mit drei starken Auftritten über 60 Meter. Im Endlauf des erstklassig besetzten Feldes musste sie Gina Lückenkemper, Lisa Mayer und Alexandra Burghardt das Podium überlassen. „Stärker kann das Feld kaum besetzt sein“, entfuhr es mir, ehe mir einfiel, dass mit Tatjana Pinto und Rebekka Haase noch zwei Top-Sprinterinnen fehlten.
Tolle Emotionen bei Athletinnen und Athleten
Neben spannenden Wettkämpfen und einer tollen Atmosphäre bleiben ansonsten die Emotionen der Siegerinnen und Sieger im Gedächtnis. Mein besonderer Dank gilt Jolanda Kallabis, die sich einen Tag nach ihrem 18. Geburtstag mit einem Sieg über 800 m beschenkte, den sie super-sympathisch im Ziel bejubelte. Getoppt wurde Jolanda noch von Tim Eikermanns Jubelschrei im Ziel des 60-m-Hürdensprints.
Leichtathletik funktioniert trotz organisatorischer Mängel
Die zwei Tage in Dortmund haben auf jeden Fall gezeigt, dass Leichtathletik funktioniert. Noch besser hätte sie funktioniert, wenn die Organisatoren für mehr Toiletten und Verpflegungsstände gesorgt hätten. Die Schlangen an den zwei (!!!) Essens- und Getränkeständen sowie vor den Frauen-Toiletten waren so lang, dass viele Menschen einen großen Teil der Wettkämpfe verpasst haben dürften. Zwei Toilettenwagen und zwei Food-Trucks vor der Halle hätten da für Entlastung sorgen können.
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