Ich gestehe: Ich bin Lokalpatriot. Ich bin verliebt in meine Heimatstadt mit all ihrem Grün, ihrem Grau, ihrem Glanz, ihren Ecken, ihren Kanten. Und seit ich Läufer bin, ist diese Liebe zu Dortmund noch ein ganzes Stück inniger geworden. Denn Läufern bietet diese Stadt alles, was das Herz begehrt.
Schon immer mochte ich die verschiedenen Ansichten, die Dortmund zu bieten hat, wenn man sich mit offenen Augen durch diese Stadt bewegt. Sicherlich ist diese Zuneigung nicht unwesentlich durch meine Verbundenheit zum BVB geprägt, aber auch durch die wenigen Jahre meiner Kindheit, in denen ich im Dortmunder Süden, direkt am Rombergpark gewohnt habe.
Der Park ist für mich das schönste Fleckchen der Stadt. Hier habe ich ungezählte Spazierrunden gedreht, Zeit mit den Kindern verbracht, Softeis gekauft, Eichhörnchen gefüttert, Blumen fotografiert – und am 5.12.2010 wurde ich ausgerechnet hier als Läufer geboren.
09 — die magische Zahl
Seitdem ist der Rombergpark meine Hausstrecke. Wenn ich nicht viel Zeit zum Laufen habe, laufe ich zum Park, drehe eine Runde und renne wieder heim: macht 09,09 km – magisch.
Mit der Lauferfahrung wuchs allmählich auch mein Laufradius, sodass ich mir in den vergangenen Jahren die Stadt nach und nach erlaufen konnte. Netterweise entstanden genau in dieser Zeit auch noch neue Laufreviere wie der Phoenixsee, Phoenix-West und die Verbindung zum Rombergpark.
Dortmund hat Dank seiner abwechslungsreichen Topografie für jeden Läufer alles, was das Herz begehrt. Die Nordhälfte der Stadt ist flach und bietet mit Feldern und Wäldern einen nahtlosen Übergang ins Münsterland. Am Dortmund-Ems-Kanal kann man bis zum historischen Schiffshebewerk Henrichenburg laufen und wenn man will bis zur Nordsee.
Da ich eine verständnisvolle Ehefrau habe, konnte ich mich für einen langen, flachen Trainingslauf zum Schiffshebewerk bringen lassen, um dann zu Fuß nach Hause zu laufen. Die Strecke führt bis weit auf Dortmunder Stadtgebiet durch eine grüne Landschaft, die durch den Kanal einen besonderen Reiz erhält.
In Laufschuhen durch die raue Nordstadt
Irgendwann kommt die Nordstadt mit ihrem rauen Charme. Läufer prägen dort eher nicht das Straßenbild, und so erntete ich manch ungläubigen Blick von Gestalten, die dort in Hauseingängen ihren Geschäften nachgingen.
Und mit 20 Kilometern in den Beinen an duftenden Dönerläden vorbeizulaufen, ist schon eine besondere Herausforderung – ich weiß schon, warum ich nie Geld mitnehme.
Ist die Bahnstrecke unterquert, deutet Dortmund an, was es für Läufer so attraktiv macht: Anstiege, Berge, Täler. Das Gelände steigt in Richtung Süden an, erreicht an der B1 einen ersten Höhepunkt, bevor es dann in einer Wellenbewegung weiter in Richtung Ardeygebirge geht. In einem der Wellentäler wohne ich.
Bergauf, egal, wohin ich laufe
Die Wohnlage im Wellental ist toll, denn nach Hause geht es immer bergab. Der Nachteil: Vorher geht es bergauf. Und jeder meiner vor der Haustür startenden Läufe führt zunächst irgendeinen Berg oder Hügel hinauf. Es gibt genau eine flache Strecke, die aber so unattraktiv ist, dass ich ihr jeden noch so fiesen Hügel vorziehe.
Richtung Westen ist der Rheinische Esel eine schöne und ebene Möglichkeit, bis Witten und weiter bis Bochum zu laufen. Oft renne ich bis Witten-Annen oder -Rödinghausen und dann in einem Bogen durch die ländlichen Dortmunder Vororte Kruckel, Persebeck und Kleinholthausen zurück nach Hause.
Doch das Highlight des Südens sind die Berge.
Auf dem Schnee und am Ende
Das Ardeygebirge ist nicht hochalpin und auch kein Mittelgebirge. Es ist ein Höhenzug, an den sich das Nordufer der Ruhr schmiegt. Dieses Gebirge macht den Reiz des Dortmunder Südens aus. Es gibt den Kirchhörder Berg, der eigentlich eine Straße ist, die sich zunächst lieblich durch eine breite Ebene schlängelt, ehe sie mit fiesen 20 Prozent Steigung den Läuferbeinen alles abverlangt. Es gibt die Hagener Straße, die nicht enden wollend in einem ständigen Auf und Ab nach Dortmund-Schanze ansteigt, nur um von dort steil hinunter zum Herdecker Ruhrufer abzufallen.
Gleich zwei herausfordernde Straßen führen dorthin, wo Dortmund am kältesten ist: nach Schnee. Auf der Blickstraße ist der Anstieg stetig und lang. Wer hier hochläuft, sollte Pausen einlegen, sich umdrehen und die Aussicht genießen. Läufer, die die harte Tour bevorzugen, wählen für den Aufstieg nach Schnee die Straße Am Hülsenberg, ein ekeliges Biest mit bis zu 17 Prozent Steigung in malerischer Landschaft. Wer oben ist, ist im wahrsten Sinne des Wortes am Ende, in Herdecke-Ende, angelangt.
Es gibt noch weitere lange, steile Straßen und Wege, die hier einfach mal unsortiert und ohne Anspruch auf Vollständigkeit aufgezählt sein sollen:
- Benninghofer Straße, Höchstener Straße
- Berghofer Straße
- Kreisstraße
- Syburger Serpentinen
- Syburger Straße
- Brandisstraße
- Bergstraße (von Schwerte nach Höchsten)
All diese Straßen und Wege sähe ich gerne einmal zu einem großen Dortmunder Bergpreis-Rennen vereint, das mit Sicherheit zu den härtesten deutschen Laufwettbewerben gehören würde.
Auch Naturliebhaber kommen in Dortmund auf ihre Kosten, denn die Wälder im Süden sind durchzogen von anspruchsvollen, steilen Trails und schönen Waldwege, die so gar nichts mit dem Klischee vom schmuddeligen Ruhrpott gemeinsam haben. Das Wannebachtal zwischen Höchsten und Syburg ist wunderbar idyllisch.
Ruhrklippe: Die Königin der Dortmunder Laufstrecken
Die Königin der Dortmunder Laufstrecken ist jedoch die des Ruhrklippenlaufs. Jeden dritten Samstag im Monat lädt mein Laufverein, der Lauftreff Bittermark, zu diesem Lauf über 25 Kilometer mit 500 Höhenmetern. Das Höhenprofil ist hundsgemein, das Geläuf abwechslungsreich von trailigem Waldboden bis Asphalt. Das Highlight der Strecke ist der gut einen Kilometer lange Aufstieg vom Ufer des Hengsteysees auf die Höhen des Ardeygebirges.
Gemeinsam mit dem Drei-Schösser-Lauf des LT Wischlingen und dem Zertifikatslauf der Viermärker Waldlaufgemeinschaft (Deutschlands ältester Lauftreff – ausgerechnet in Dortmund, wie kommt das bloß?) bildet der Ruhrklippenlauf die Heilige Dreifaltigkeit der Dortmunder Laufszene.
Dortmund in seiner ganzen Pracht erschließt die Laufserie „Rund um Dortmund“, die von den genannten Vereinen und dem LT Brechten-Grävingholz sowie dem LWT Dortmund-Ost organisiert wird und auf 100 Kilometern um die Stadtgrenze führt. Sie zeigt eindrucksvoll, was Dortmund ist: ein Paradies für Läufer!
Das ist ja mal ein informativer, sorgfältig mit Liebe zum Detail geschriebener Artikel. Vielen Dank! 🙂