Stabilität gegen Komfort, Kontrolle gegen Gefühl: Der Vergleich zwischen dem Asics Gel-Kayano 31 und dem Gel-Nimbus 27 ist nicht nur technisch spannend, sondern auch emotional. Denn der Kayano war mal mein Lieblingsschuh – bis meine Knie anderer Meinung waren. Jetzt hat Asics beide Modelle runderneuert. Zeit für ein kleines Re-Match.
Ich mache den Selbstversuch. Augen zu, Schuhe an – meine Frau spielt Laufdealerin. Links fühlt sich weich an, direkt, nah am Boden. Rechts ist mehr Plüsch, mehr Polster, mehr Schuh. Nach ein paar Schritten bin ich sicher: Links ist der Nimbus, rechts der Kayano. Treffer. Aber natürlich geht’s nicht um Hausschuhe – also raus auf die Straße.

Der neue Kayano: Stabilität, die aneckt
Ich starte mit dem Kayano. Und merke sofort: Das ist eine andere Liga als der Nimbus. Das stabilisierende 4D Guidance System greift spürbar ins Laufgeschehen ein. Für manche vielleicht angenehm – für mich fühlt es sich leicht blockierend an. Nach zehn Kilometern auf wechselndem Untergrund bleibt ein gemischter Eindruck: technisch stark, aber meine Knie melden sich beleidigt. Trotz guter Dämpfung, solidem Halt und durchaus vorhandenem Tempo – wir werden wohl keine Freunde mehr.
Der Nimbus 27: Sanfter Rebell mit Speedpotenzial
Tags darauf steht ein Longrun an – und damit mein vertrauensvoller Griff zum Nimbus. Der sitzt wie erwartet perfekt, läuft sich weich, aber nicht schwammig, und begleitet mich zuverlässig durch die Kilometer. Besonders überraschend: Sogar beim Intervalltraining unter der Woche zeigt der Nimbus, dass er auch schnell kann. Mit 10 Kilometern in 5:20 min/km plus 5 weiteren in 4:50 min/km zeigt er sich angenehm direkt und erstaunlich flott. Der Nimbus 26 war schon gut – aber der 27? Der kann bestimmt auch Marathon. Und zwar zügig.

Direktvergleich: Wer kann was?
- Komfort: Beide sind bequem, aber der Kayano bietet noch etwas mehr Volumen und Plüsch. Wer es maximal soft mag, liegt hier richtig.
- Dynamik: Der Nimbus wirkt sportlicher, agiler und vermittelt durch die dünnere Sohle mehr Bodengefühl. Der Kayano ist dagegen härter und fährt auf Schienen.
- Gewicht: Der Nimbus ist deutlich leichter – und das merkt man bei jedem Schritt.
- Stabilität: Ganz klar der Kayano. Das Guidance-System packt ordentlich an. Für mich persönlich: zu viel des Guten.
- Vielseitigkeit: Der Kayano kann Tempo, ja. Aber der Nimbus kann inzwischen auch schnell – und das macht er lockerer.

Fazit: Zwei Welten, ein klarer Sieger
Der Kayano 31 ist kein schlechter Schuh – aber kein Schuh für mich.
Das neue Stabilitätskonzept mag für Überpronierer ein Segen sein, für mich bedeutet es Unruhe und Druck auf die Knie. Der Nimbus 27 dagegen trifft den Sweet Spot aus Komfort, Dynamik und Flexibilität. Er ist ein echter Allrounder, der Longruns genauso gut kann wie Intervalle – und das in einem angenehm leichten Paket. Wer Freiheit am Fuß liebt, greift zum Nimbus. Wer Kontrolle sucht, testet den Kayano. Ich weiß jedenfalls, wen ich beim nächsten Marathon schnüre.