Endlich ein echter Läufer? Mein Weg zum Laufabzeichen 2

Nach über zehn Jahren habe ich endlich das DLV-Laufabzeichen geschafft – 30 Minuten am Stück laufen! Klingt einfach? Nun ja… auf der Strecke fühlte sich das anders an.


Laufen. Seit über einem Jahrzehnt ist es meine Leidenschaft. Seit Dezember 2010 habe ich Kilometer um Kilometer gesammelt, bin Marathons und Ultra-Marathons gelaufen und habe sogar meine eigenen Trainingspläne geschrieben. Aber eine Sache fehlte mir noch. Eine Sache, die mich all die Jahre daran gehindert hat, mich als „echten Läufer“ zu bezeichnen: das DLV-Laufabzeichen. Bis jetzt.

Das Laufabzeichen – der Ritterschlag des Läufers?

Falls ihr es noch nicht kennt: Das Laufabzeichen des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) ist eine Auszeichnung, die in fünf verschiedenen Stufen verliehen wird, basierend darauf, wie lange man ohne Pause laufen kann. Stufe 1 startet mit 15 Minuten und steigert sich bis zur fünften Stufe, bei der man mindestens 120 Minuten am Stück laufen muss.

Und jetzt haltet euch fest: Ich habe das Laufabzeichen 2 gemacht! Stufe 1 habe ich übersprungen! Das bedeutet, ich bin 30 Minuten am Stück gelaufen. Richtig gelesen, 30 Minuten! Und das, obwohl ich schon hunderte Kilometer in Wettkämpfen absolviert habe. Man könnte sich nun die Frage stellen: Bin ich jetzt endlich ein „echter“ Läufer?

Ein Sportevent der Superlative

Wie kam es dazu? Nun, das Laufabzeichen wurde vom SuS Phönix Dortmund als Sideevent der Digitalen Woche Dortmund (#diwodo) angeboten. Und da der Schauplatz – die Kampfbahn in Dortmund-Hacheney – praktischerweise in der Nähe meiner Wohnung liegt, dachte ich mir: „Warum eigentlich nicht?“ Schließlich soll man Gelegenheiten nutzen, die sich einem bieten. Immerhin laufen wir ja auch im Regen, in der Hitze und bei Windstärke 10 – warum also nicht mal um die Ecke auf dem Sportplatz auftauchen und beweisen, dass man 30 Minuten am Stück laufen kann?

30 Minuten Härtetest – oder wie man sich selbst überholt

Also schnürte ich meine Laufschuhe und legte unter Aufsicht von Benjamin Fritzsch vom SuS Phönix los. Die ersten Minuten? Nun ja, ich war wohl ein bisschen übermütig und dachte: „30 Minuten? Das ist ja nur ein Witz!“ Also startete ich natürlich viel zu schnell – man will ja schließlich ein Zeichen setzen. Nach ein paar Minuten dämmerte es mir allerdings, dass 30 Minuten doch irgendwie länger sind als ich in meinem Übermut angenommen hatte. Zum Glück habe ich mich dann bei einer bescheidenen Pace von 5 min/km eingependelt.

Aber dann kamen die wahren Herausforderungen. Die Runden auf der Bahn wurden immer länger – ich schwöre, die Bahn hat sich gedehnt. Eine Runde lang hatte ich dann sogar Gesellschaft von einer Diskuswerferin, die mich völlig mühelos überholte. Ganz genau, ich wurde von jemandem abgehängt, der normalerweise eine schwere Metallscheibe durch die Luft schleudert, während ich schnaufend versuchte, meine Beine zu sortieren.

Kurz darauf überholten mich zwei junge Läuferinnen – Leichtathletinnen mit federnden Schritten und vermutlich einem Ruhepuls von 30. Da war ich also, keuchend, schnaubend, mit dem Stolz und dem Gewicht eines stolpernden Nilpferds auf der Laufbahn, während diese beiden Athletinnen vorbeizogen, als ob sie auf einer sonntäglichen Kaffeefahrt wären.

Bin ich jetzt offiziell „zertifiziert“?

Am Ende stand ich aber da, das Laufabzeichen 2 in der Hand, und fragte mich: Ist das der Moment, in dem ich zum ersten Mal sagen kann: „Ich bin ein echter Läufer“? All die Ultra-Marathons, die frühen Morgenläufe, die Trainingspläne… waren die vielleicht nur Vorbereitung auf diese 30 Minuten? Wer braucht schon einen Ironman, wenn man 30 Minuten lang durchhält und dabei fast von Diskuswerferinnen und Leichtathletinnen aus dem Weg geräumt wird?

Das Fazit: Es ist nie zu spät

Wer hätte gedacht, dass es nach all den Jahren noch etwas gibt, das ich in der Läuferwelt „offiziell“ erreichen kann? Für alle, die denken, dass man erst ab einem Marathon ein echter Läufer ist: Vielleicht ist es genau andersherum. Vielleicht ist es das einfache, entspannte Laufen für 30 Minuten, das uns daran erinnert, warum wir überhaupt damit angefangen haben.

Und jetzt entschuldigt mich, ich habe noch ein paar weitere Abzeichen zu erobern!