Dortmund extrem – von Norden nach Süden, von unten nach oben

Dortmund ist ein vielseitiges Laufrevier. Es gibt wunderbare Naturschutzgebiete, flache Strecken, steile Hügel. Zeit für einen Longrun, der all das vereint. Blöd nur, wenn man sich verläuft.

39 Kilometer sind happig. Das Schleifchen im Norden war überflüssig.

Der letzte Longrun vor dem Paris-Marathon sollte es werden. Erkältungsbedingt hatte ich ausgerechnet den wichtigen 32er ausgelassen und somit um eine Woche verlegt. Großen Mut machte mir das super gelaufene Intervalltraining mit 3x5000m.

Vom tiefsten zum höchsten Punkt

Doch wo läuft man in Dortmund flache 32 Kilometer? Nirgends, schon gar nicht im Süden, eher im Norden, aber da wohne ich nicht. Aber schon seit einiger Zeit habe ich eine Idee: Ich will vom tiefsten zum höchsten Punkt der Stadt laufen.

Dortmunds nördlichster Punkt. An der Grenze zu Lünen geht es los.

Allerdings wähnte ich den tiefsten Punkt an der Ruhr, also in Laufweite des höchsten. Geirrt! Der tiefste Punkt befindet sich ganz, ganz weit im Norden der Stadt, in Derne, auf 49,5 Metern. Die höchste Stelle des Stadtgebiets hingegen liegt fast am südlichsten Zipfel, auf dem Klusenberg, 254,33 Meter.

Also beschlossen: Es geht vom nördlichsten Zipfel (Groppenbruch) zum tiefsten Punkt und von da über den höchsten zum südlichsten Zipfel.

Relikt aus der Zeit des Bergbaus in Lünen-Brambauer.

Der nördlichste Fleck der Stadt liegt im Dreieck Lünen, Waltrop Dortmund auf dem platten Land und ist kaum erreichbar. Ich wähne ihn auf einem Acker, möchte mir die Schuhe aber nicht versauen. Ich laufe los.

Im Zickzack durch Brechten

Der Weg führt durch Lünen-Brambauer nach Brechten. Laut Google Maps führt der kürzeste Weg nach Derne an der A2 entlang. Doch der Weg entpuppt sich als wucherndes Gestrüpp. Ein Anwohner beschreibt mir den Weg nach Derne: Links, rechts, links, rechts, links, rechts… dann durchs Naturschutzgebiet.

Endlich das Naturschutzgebiet – leider das falsche.

Ich laufe im Zickzack durch schöne, ländlich Ecken von Dortmund. Traktoren kreuzen meinem Weg, und endlich stehe ich am Schild, das aufs Naturschutzgebiet hinweist. Der Weg führ geradeaus, mehr oder weniger parallel zur Autobahn. Auf einem Feld stehen Rehe – Ruhrpott!

Ich laufe und komme von einem Feld zum nächsten. Und plötzlich ist der Weg futsch! Ich suche, finde aber nix. Zwischen mir und meiner weiteren Route fließt ein Bach, dessen Bett leider einen Tacken zu tief und breit ist, um drüber zu springen. Also kehre ich um und ärgere mich über zwei überflüssige Kilometer. Das war das falsche Naturschutzgebiet – das richtige befindet sich an der nächsten Einmündung. Man lernt nie aus.

Der Tiefpunkt, äh, tiefste Punkt

Schließlich erreiche ich Derne. Leider konnte ich nicht herausfinden, wo genau der tiefste Punkt ist. Ich beschließe, dass er in der Nähe des Freibads sein muss. Denn hier führen alle Wege in eine Art Senke. Irgendwo hier muss es sein. Ich mache im Kopf einen Haken dran und wende mich Richtung Süden.

Zeche Gneisenau weist mir den Weg.

Ich kenne ich ja ganz gut aus und weiß, wo ich hin muss. Aber ich weiß nicht, wo ich her muss. Großer Unterschied. Ich laufe ein paar überflüssige Schleifchen, bis ich endlich Zeche Gneisenau erreiche. Jetzt kenne ich den Weg.

Halbmarathon am Borsigplatz

Aber der Blick auf die Uhr lässt mich an meinem Vorhaben zweifeln. Am Borsigplatz habe ich schon die Halbmarathon-Distanz erreicht und noch etliche Kilometer vor mir. Und vor allem: Höhenmeter!

Borsigplatz, Halbmarathon.

Durch die Innenstadt laufe ich an der B54 entlang, die mich Richtung Ziel bringt. Die größte mentale Herausforderung ist, dass ich bei km 30 nur links abbiegen müsste und mit exakt 32 km vor der Haustür landen würde. Ich überlege, ob ich das Unternehmen abbrechen soll. Schließlich ist in einer Woche der Paris-Marathon.

Rauf und runter bis nach oben

Aber jetzt bin ich so nah dran. Zum Klusenberg sind es nur noch knapp fünf Kilometer. Aber vor dem Berg gibt es: noch mehr Berge! Aber ich will das jetzt schaffen!

Der Herbst ist da.

Also: Die steile Brandisstraße rauf, die lauschige Irminsulstraße runter, im wunderschönen Wannebachtal ein kurzer Plausch mir Mountainbikerrn, die perverse Reichsmarkstraße hoch, wieder ein Stück runter und dann relativ flach bis zum Klusenberg.

Aber wo zum Henker ist der Gipfel? Zum Glück überholt mich ein Grüppchen Mountainbiker, die auf einem schmalen Trail bergauf fahren. Das Laufen auf Waldboden ist pure Erholung für die Oberschenkel. Schließlich erreiche ich eine steile Kante, unten liegt der Hengsteysee. Also: Haken dran! Die Uhr steht bei gut 35 Kilometern.

Höhepunkt erreicht!

Jetzt noch ab in den Süden. Der südlichste Punkt liegt unten an der Ruhr, gegenüber der Lennemündung. Das sind drei Kilometer nur bergab. Ich rufe Antonja an, dass sie mit dem Auto zum Campingplatz in Syburg kommen kann. Dort treffen wir und und laufen/gehen die restlichen paar hundert Meter zur Ruhr. Nach 39 Kimometern und gut 4,5 Stunden bin ich am Ziel.

Geschafft!!!

Der südlichste Zipfel Dortmunds an der Ruhr.

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