Es ist wieder so weit: Der Berlin-Marathon naht. Ich bin dort zweimal gelaufen und finde: Der Lauf wird überbewertet.
Etwas überrascht war ich, als ich eine Mail vom Laufblog-Kollegen Erik Krämer bekam. Für sein Blog Der Mensch läuft hat Erik Stimmen von anderen Bloggern zum Berlin-Marathon gesammelt. Und da wollte er auch meine Einschätzung haben.
Hier geht es zu Eriks Blog-Umfrage zum Berlin-Marathon…
Da Erik meine laaaangen Antworten verständlicherweise sehr gekürzt hat, baue ich sie in diesen Beitrag ein — ich will ja nicht für die Tonne geschrieben haben. 😉
Zweimal in Berlin am Start
Ich bin zweimal in Berlin gelaufen. Das erste Mal war 2013. Damals habe ich 4:11 Stunden gebraucht. Das war das bisher einzige Mal, dass ich einen negativen Split gelaufen bin. Auf der ersten Hälfte habe ich sehr viel im Stau gestanden, sodass ich bei Halbmarathon 2:11 auf der Uhr hatte. Danach war weniger Verkehr und meine Beine erstaunlich gut.
2015 war ich ich zwar eine Minute schneller, war aber im Ziel zunächst unheimlich enttäuscht, weil ich eigentlich unter 4 laufen wollte, was ich vorher beim Hamburg-Marathon bereits geschafft hatte. Im Vorfeld hatte ich aber leider ein paar Wehwehchen am Fuß, die mich im Training echt genervt hatten. Eine Stunde später war ich dann doch stolz und hab dann erst mal ein T-Shirt gekauft. Mit Merch kriegt man mich immer.
Berlin ist mir zu voll, die Bands nerven
Nochmal werde ich aber nicht in Berlin laufen. Mir ist der Berlin-Marathon einfach zu voll. Er hat Flair, wird aber meiner Meinung nach überbewertet. Ich finde Hamburg besser, weil da die Straßen genauso breit, aber weniger Läufer unterwegs sind. Man hat also mehr Platz.
Was das Publikum angeht, müsste sich Berlin etwas bei Paris abschauen. Die Leute da sind wahnsinnig! Bei meinem zweiten Berlin-Marathon haben mich einige dieser Altherren-Rock-Bands und noch mehr diese furchtbaren Jazz-Combos am Streckenrand gestört. Vor denen kann man ja nur weglaufen, das spornt natürlich an. 🤣 Ich glaube ja, dass die beim Marathon spielen, weil ihnen woanders niemand zuhört.
Musikalisch / stimmungsmäßig wird Berlin natürlich nie an den Venloop heranreichen. Mein Tipp: Massenhaft Holländer nach Berlin holen und gratis Genever servieren. Dann ist da die Hölle los. Vielleicht wäre so ne Mischung aus Loveparade und Marathon ganz cool für Berlin. 42 km lang nur Bumm-bumm-bumm. Ich fänd‘s cool.
Rotwein vom Tisch mopsen
Das Geilste an Berlin ist das Stück Unter den Linden und dann durch das Brandenburger Tor. Man rennt ja die 39 km davor, nur um dieses Stück laufen zu dürfen. Und ausgerechnet da sterben einem die Füße weg.
Beim ersten Mal Berlin war ich so aufs Brandenburger Tor fixiert, dass ich irgendwie gar nicht geschnallt hatte, dass da noch gar nicht das Ziel ist. Meine heimliche Lieblingsstelle ist aber der Gendarmenmarkt. Da sitzen Menschen, essen, trinken Wein. Andere feuern an.
Vielleicht laufe ich doch noch mal in Berlin — nur um jemandem am Gendarmenmarkt den Rotwein vom Tisch zu mopsen. Den Blick würde ich gerne sehen…
Sportlich ist Berlin ein Highlight
In sportlicher Hinsicht ist Berlin natürlich ein Highlight. Bei den Männern hoffe ich auf ein spannendes Rennen. Spannung wäre mir dabei wichtiger als die Zeit. Vielleicht gibt es ja einen Dreikampf zwischen Kipchoge, Adola und einem Überraschungs-Kandidaten. Ich finde es deutlich spannender, wenn um den Sieg gekämpft wird, als bloß einer Uhr zuzuschauen. Klar, ein Weltrekord wäre cool. Aber ein Zweikampf wäre spannender.
Richard Ringer hat bei der EM die Messlatte in Sachen Spannung sehr hoch gesetzt. So etwas werden wir in Berlin wohl nicht erleben. Mein Tipp: Kipchoge, der alte Hase, gewinnt in 2:02:32, eine halbe Minute vor Adola.
Bei den Frauen hätte ich der sympathischen Sara Hall gewünscht, dass sie weit vorne landet. Aber sie hat ja jetzt doch abgesagt. Eine 2:19:30 wird es wohl für die Siegerin werden. Wer das sein wird, kann ich nicht schätzen. Dafür kenne ich mich bei den Frauen nicht gut genug aus.
2 Antworten auf „Der überschätzte Berlin-Marathon“