Habe ich schon mal irgendwo erwähnt, dass ich mit Sonne beim Laufen nichts anfangen kann? Ist wirklich so. Die Bedingungen bei meinem Test-Halbmarathon in Bertlich waren also beschissen. Ich entsprechend auch.
Hurra, es ist Herbst! Nieselregen, 13 Grad, wunderbares Lauf-Schmuddelwetter… Denkste! Zum Test-Halbmarathon in Herten-Bertlich gibt die Sonne noch mal alles und brutzelt schon auf der Anfahrt mit 20 Grad vom Himmel. Das kann ja heiter werden.
Welche Zeit darf’s denn sein?
1:40 hat der olle Steffny in den Trainingsplan für den Marathon in 3:29 Stunden geschrieben. Nicht dass ich das als meine realistische Wunschzeit ansehen würde – ich bin ja nicht wahnsinnig. Ich will die schnellen Läufe bloß schön schnell machen. Die Langsamen mache ich langsam.
1:40 also im Leben nicht. Aber was denn? Bestzeit, also unter 1:47, 1:45 gar? Oder zumindest unter 1:50? Irgendwo da werde ich wohl landen. Ganz bestimmt.
Läuft auch alles super nach Plan von Anfang an. Okay, ich habe gar keinen Plan. Ich weiß nur, dass mein Intervall-Training neulich (4×3000 Meter in je 14:50) super war und ich heute nicht so schnell laufen werde wie bei den Intervallen. Richtig euphorisch war ich nach dem Training. Das nehme ich dann mit auf die Halbmarathon-Strecke.
Die Euphorie verdunstet in der Sonne
Verrückt, dass Euphorie verdunsten kann. Anders kann ich mir nicht erklären, dass das Hochgefühl schon nach wenigen Kilometern entfleucht und der Bertlicher Halbmarathon ekelige Arbeit wird. Die Strecke ist eigentlich toll: sehr flach, total ländlich, viel Sonne, wenig Schatten. Ups! Ja, Problem.
In mir beginnen Psychospielchen, die ich mir bis zum Marathon dringend abgewöhnen muss. Ich kann mich so wahnsinnig gut in einen negativen Flow bringen – da sollte Michele Ufer mal ein Buch drüber schreiben.
Es gibt ja so Kleinigkeiten, mit denen man mich bei so einem Lauf kaputt machen kann. Zum Beispiel indem man mich Runden laufen lässt. Ich will nicht bei km Zwölf sehen, dass ich bei km 19 wieder an der Stelle vorbeikomme. Ich mag das nicht. Und vor allem mag ich das nicht, wenn ich eh keinen Bock habe.
Ab km 15: Walking
Darum fange ich bei km 15 mit Walking-Einlagen an. Das macht mich noch wütender, die Spirale dreht sich und dreht sich. Ich fluche innerlich, die Sonne macht alles auch nicht besser.Zu meiner Ehrenrettung muss ich aber sagen, dass der linke Oberschenkel hinten ganz schön zwickt. Das habe ich jetzt schon länger und es ist wirklich nicht gut. Klar, wenn ich schneller und besser gelaunt wäre, wäre mir das Zwicken egaler, aber jetzt gerade ist es eben Mist.
Die restlichen Kilometer gehen weg, Die letzten anderthalb Kilometer kann ich komischerweise mit einer Pace unter 5 Minuten laufen. Das Ziel ist in einem kleinen Stadion und wird über die falsch rum zu laufende Aschebahn erreicht. 1:57:irgendwas. Ich bin im Ziel und stocksauer. Die anderen Leute nicht. Irgendwas mache ich falsch – ich habe echt ein Mentalitätsproblem.
Bertlich ist Pflichtveranstaltung im Ruhrpott
Eigentlich schade, denn Bertlich hat schlechte Laune nicht verdient. Dafür ist diese Veranstaltung mit viel zu viel Hingabe organisiert – eine Pflichtveranstaltung im Ruhrpott!
2 Antworten auf „Bertlich sehen und sterben“