Berlin-Marathon 2024: RTL verpasst große Chance

Die Übertragung des 50. Berlin-Marathons durch RTL enttäuschte trotz eines spannenden Rennens. Die deutschen Spitzenläufer blieben fast unsichtbar – eine verpasste Chance für echte Marathon-Begeisterung.

Zum ersten Mal hat RTL den Berlin-Marathon übertragen. Im Jahr 2023 entschied sich die ARD, Deutschlands größte Sportveranstaltung nicht im Hauptprogramm zu zeigen, da der Lauf angeblich zu regional sein sei. Ja, wer kennt sie nicht, die zahlreichen in Berlin gelaufenen Regionalrekorde Weltrekorde?!

Diese Entscheidung sorgte für Enttäuschung bei vielen Laufbegeisterten. Für die kommenden Jahre übernahm nun RTL die Rechte an der Übertragung des Marathon-Events in Berlin, und die Hoffnung war groß, dass der Sender dem Ereignis mehr Aufmerksamkeit schenken würde.

RTL übernimmt: Was lief gut, was lief schlecht bei der Übertragung?

Die TV-Bilder des Berlin-Marathons werden traditionell von den Organisatoren des Marathons selbst erstellt. Der übertragende TV-Sender kann sich so auf eigene Schwerpunkte konzentrieren. RTL wählte für die Moderation den Kommentator René Hiepen, der allerdings gleichzeitig dem Organisationsteam des Marathons angehört. Ein Aspekt, der bei mir von Anfang an für Skepsis sorgte, da ich mir unter journalistischer Distanz etwas Anderes vorstelle. Zweifel an einer objektiven Berichterstattung waren also angebracht

Und tatsächlich: Hiepen kommentierte in einem oft verkäuferischen Stil und vermittelte wenig objektive Eindrücke des Rennens. Alles toll, alles super(lativ). Nicht mein Ding.

Sabrina Mockenhaupt: Eine verspielte Chance auf mehr Expertise

An seiner Seite kommentierte die ehemalige deutsche Spitzenläuferin Sabrina Mockenhaupt, die durch ihre sympathische Art, ihre Expertise und ihren typischen trockenen Humor eine echte Bereicherung für die Übertragung war. Leider wurde sie jedoch zu oft von Hiepen unterbrochen, wodurch die Chance vertan wurde, ihre Insights über die Besonderheiten des Marathons zu teilen.

Das Rennen: Die 50. Ausgabe des Berlin-Marathons

Das 50. Jubiläum des Berlin-Marathons bot ein spannendes Rennen, bei dem sich sowohl die Spitzenläufer aus Kenia und Äthiopien als auch die deutschen Läufer ein intensives Kräftemessen lieferten. Am Ende durfte sich Milkesa Mengesha nach 2:03:17 Stunden den Siegerkranz aufsetzen, nachdem er sich kurz vor dem Ziel den entscheidenden Vorsprung herauslaufen konnte.

Nicht minder spannend war offenbar das Rennen um die beste Platzierung eines Deutschen. Doch leider erfuhr das TV-Publikum erst auf der Zielgeraden, wer sich da plötzlich anschickte, die interne deutsche Wertung zu gewinnen: Sebastian Hendel, der als bester Deutscher ins Ziel kam, lieferte sich mit seinen Kontrahenten einen packenden Wettkampf um die beste nationale Platzierung. Denn kurz nach Hendel kam auch schon Hendrik Pfeiffer, gefolgt von Filimon Abraham. Da musste einiges auf der Strecke passiert sein!

Deutsche Marathonis hätten mehr Aufmerksamkeit verdient

Doch leider erfuhr das TV-Publikum jedoch erst spät von der Entwicklung unter den deutschen Spitzenläufern. Gerade Sebastian Hendel hätte mehr Aufmerksamkeit und eine stärkere Würdigung verdient. Chance verpasst, liebes RTL. Es muss doch möglich sein, die Gruppen, in denen sich interessante Athletinnen und Athleten aufhalten, prominenter zu zeigen. Von einem Tracking der Athleten ganz zu schweigen. Vorbild Tour de France.

Hendrik Pfeiffer, ein weiteres Aushängeschild des deutschen Laufsports, fasste es im Interview nach dem Rennen treffend zusammen: „Die Deutschen haben eine tolle Show geboten.“ Doch leider blieb die für die Zuschauer fast unsichtbar.

Deutsche Spitzenläuferinnen und -läufer: Wieder keine Bühne

Es ist zum Mäusemelken. Nach dem Fiasko der ARD im Jahr 2023 hatte ich wirklich große Hoffnungen mit RTL verbunden. Ich war sicher, der Privatsender würde alles dafür tun, spannende Geschichten zu erzählen. Dafür hätte der Sender natürlich mehr eigene Kamera-Teams gebraucht.

Dabei hatte RTL schon ganz git aufgefahren und sowohl den Amateur- als auch den Profisport ansehnlich in Szene gesetzt. Der kleine Mehraufwand, das deutsche Rennen im großen Rennen spannend zu transportieren hätte den Mehrwert aber allemal gerechtfertigt.

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