Als alter Lauf-Hase hätte ich es nie soweit kommen lassen dürfen: Einen Monat vor dem Marathon stehe ich plötzlich ohne Schuhe da! Wie konnte es soweit kommen? Und wie komme ich aus der Nummer wieder raus?
Das Leben als Laufblogger bringt einige Annehmlichkeiten mit sich, allen voran die, dass eigentlich immer frische Schuhe im Haus sind. In den vergangenen zwei bis drei Jahren stapelten sich bei mir die Testpaare und brav testete ich Schuh um Schuh, fand mal das perfekte Modell, mal eher untaugliche Exemplare. Doch nur sehr selten stand ich wirklich völlig unwissend vorm Schuhregal.
Alle Schuhe wollen in Rente
Das ist jetzt anders. Der Grund: Im vergangenen Jahr habe ich kein einziges Paar Laufschuhe erworben. Ich hatte noch haufenweise Testschuhe, die ich zum Teil wirklich liebte und fleißig reihum wechselte. Zwei Kayano-Generationen für den Marathon, diverse Modelle von Saucony, je ein Paar von Nike und Adidas – ein Leben im Überfluss. Doch jetzt wollen sie alle in Rente, gleichzeitig.
Ein Hoffnungsschimmer kommt in Form einer Pressemitteilung von Asics, die den Gel Nimbus 20 – Platin Edition – anpreist. Schuh angefragt, Schuh bekommen (ganz lieben Dank!) In Sachen Optik überzeugt der Platin-Nimbus absolut und auch beim Tragekomfort bietet er das gewohnte, wohlige, plüschige Asics-Feeling. Meine Füße und Asics sind einfach füreinander geschaffen. Nur mit dem Dynaflyte, den ich kürzlich mal anprobiert hatte, konnte ich nichts anfangen. Für lange, langsame Läufe ist der Nimbus ein toller Schuh, wenngleich ich merke, dass mir die Pronationsstütze beim Kayano doch immer sehr geholfen hat und ich diese Stabilität beim Nimbus etwas vermisse.
Paris-Schuh vielleicht gefunden
Nach rund 50 Kilometern, die sich auf ein Intervalltraining (6×2000 Meter plus Hin- und Rückweg) und einen langen, langsamen Lauf verteilen, scheine ich also mit dem Nimbus den Paris-Schuh gefunden zu haben. Oder doch nicht? 42,195 ungestützte Kilometer? Ich weiß nicht…
Und dann ist da noch die Konkurrenz. Denn zeitgleich habe ich im Schuhgeschäft meines Vertrauens Neuland betreten und mein erstes Paar Hokas gekauft. Was habe ich nicht schon alles über Hokas gehört und gelesen! Wahre Lobeshymnen über tolle Dämpfung und Langstreckentauglichkeit. Wäre ein Paar dieser Marke dann auch etwas für Paris? Oder fürs Stilfser Joch, das mit seinem Streckenprofil ja schon fast als Ultra zählen kann?
Auf dem Heimweg von der Arbeit unterziehe ich die roten Renner einem ersten Test und habe gemischte Gefühle. Die geringe Sprengung von nur 4 mm ist ungewohnt für meine Achillessehnen. Und das Laufgefühl ist weit weg von dem Wolkenbänken Schweben, dass ich mir erhofft hatte. Im Gegenteil, im Abdruck finde ich den Schuh sogar recht dynamisch. Vielleicht ein Paris-Kandidat?
Hoka – oh je, oh je
Nein. Beim Zweiten Test kommt es zum Bruch zwischen mir und den Hokas. Beim Intervalltraining habe ich das ständige Gefühl, unter dem rechten Fuß einen Knubbel zu haben und hole mir zu allem Überfluss eine schmerzende Druckstelle an der Seite. Nicht gut.
Ab ins Geschäft, neue Beratung. Es ist ein toller Service von Fachhändlern, dass sie ihren Kunden ein paar Wochen Zeit geben, um Schuhe wirklich zu testen. Dass die Händler dann beim Umtausch allerdings auf dem Einkaufspreis für die Schuhe sitzen bleiben, erschreckt mich. Schließlich bieten die Hersteller selber in ihren Online-Shops oft eine wochenlange Testphase mit Geld-zurück-Garantie an. Und den kompetenten Fachhändlern vor Ort verwehren sie diesen Service!? Frechheit.
Schön und schnell – der Brooks Ravenna
Am Ende des Tages trage ich ein Paar Brooks Ravenna nach Hause. Und das, wo ich meine Füße doch schon für komplett Brooks-untauglich befunden hatte, seit ich mit dem Launch überhaupt nicht zurechtkam. Der Ravenna sieht extrem sportlich aus und vermittelt ein sehr direktes, aber trotzdem komfortables Laufgefühl. Ein erster kurzer Testlauf hat den guten Eindruck bestätigt, zumal beim Ravenna eine Stütze Halt bietet.
Jetzt hoffe ich, dass sich der Schuh auch auf längeren Distanzen bewährt. Sonst habe ich in Paris ein echtes Problem.