Arches Half Marathon in Moab: Bibbern, Bestaunen und ein bisschen Beton

Eiskalt, knüppelhart, wunderschön – der Arches Halbmarathon in Moab hat vieles zu bieten. Mein Rennbericht.

Bevor Anfang Februar mein neuer Job auf mich wartete, musste ein Kurzurlaub her – einmal durchatmen und eine Portion Me-Time in Moab, Utah. Trotz Trump und aller winterlichen Unwägbarkeiten. Nach drei ewig langen Monaten voller beruflicher Unsicherheiten, Schöffendienst beim Landgericht und meiner freien Mitarbeit bei der Dortmunder Comedy-Truppe „Geierabend“ hatte ich mir diesen kleinen Tapetenwechsel einfach redlich verdient. Also machte ich mich vom 21. bis 29. Januar auf in die USA. Zufällig fiel der Arches Half Marathon genau in diese Zeit.

Freistart dank Champions-League-Karten

Organisiert wird das Ganze von der super-netten und laufverrückten Familie Ricks mit ihrem Unternehmen Mad Moose Events – und zufälligerweise ist der Sohn der Familie, Malachi Ricks, nicht nur Race Director, sondern auch BVB-Fan und inzwischen so etwas wie ein Freund. Er veranstaltet mit seiner Familie nicht nur den Arches Half Marathon sowie die dazugehörenden 9 km, 50 km und 50 Meilen, sondern auch zahlreiche Ultras und Läufe in Utah und Colorado.

Weil ich ihm im Juni noch ein Ticket für das Champions-League-Finale besorgen konnte (was für eine Story!), gab’s für mich freundlicherweise einen Freistart. Perfektes Timing: Der Lauf fand nämlich am einzigen Tag meiner Reise statt, an dem Moabs Himmel nicht strahlend blau war – sondern bewölkt. Laufwetter statt Fotowetter – alles gut.

Arschkalt, aber was soll’s?

Am Morgen des Laufs zeigte das Thermometer unschöne -7 Grad. Das ist so schon ekelig, aber ausgerechnet an diesem Tag ließ sich die Sonne wirklich so gut wie gar nicht blicken, sodass es einfach kalt bleiben sollte. An allen anderen Tagen hatte die Sonne mir beim Wandern trotz der klirrenden Kälte tagsüber ordentlich eingeheizt.

Besonders beeindruckend beim Bibbern im Startbereich: die vielen Mädels in kurzen Hosen. Die Kälte scheint in Utah offenbar niemanden zu schrecken! Da lernt man Demut, wenn man selbst mit vier Schichten Thermokleidung, Mütze und Handschuhen am Start steht und trotzdem Eiszapfen-Zehen hat.

Die erste Hälfte: Asphalt und Unterführung

Anders als man vielleicht erwarten würde, beginnt der Arches Half Marathon für Moab-Verhältnisse recht unspektakulär. Im Startbereich stehen die charakteristischen roten Klippen natürlich schon eindrucksvoll Spalier, aber zunächst geht’s mal über einen asphaltierten Radweg am Highway 191 entlang. Wer auf epische Felsen-Landschaften hofft, muss sich noch ein wenig gedulden.

Nach einem oder zwei Kilometern führen die Veranstalter die Teilnehmenden durch eine Unterführung hinüber ins Gebiet der Bar M Ranch, einem beliebten Mountainbike-Hotspot. Hier wird es dann schon ein bisschen „abenteuerlicher“: Lehmige Trails, kleine Steine, mal bergauf, mal bergab – insgesamt gut zu laufen, wenn man sich im Zickzack nicht allzu schnell aus dem Tritt bringen lässt.

Unterwegs auf hartem Geläuf beim Arches Half Marathon.

Anfangs war ich fast ein bisschen enttäuscht, weil die Umgebung zwar nett, aber nicht das typische Postkarten-Panorama bietet, das man mit Moab verbindet. Eine eher unauffällige Hügellandschaft, etwas Geröll, viel Wüstensand. Wer allerdings Trails mag, kommt hier schon auf seine Kosten: schön zu laufen, keine großen Stolperfallen.

Showtime: Slickrock und Skyline

Dann, ungefähr bei Kilometer 9, kam der Moment, auf den wohl alle gewartet hatten: Plötzlich ging es über einen kleinen Höhenzug, und zack – vor mir breitete sich eine offene, monumentale Landschaft aus. Das Geläuf wechselte auf einmal zu diesem typischen knallharten Slickrock, den ich noch vom Antelope Canyon Ultra in schmerzhafter Erinnerung hatte. Für Muskeln, Gelenke und Bänder ist dieser Untergrund ein echter Härtetest: Wenig nachgiebig, fies uneben und stellenweise glatt wie ein Tisch – aber zum Glück war es trocken und somit bestand keine Rutschgefahr. Während die Augen sich über den Ausblick freuen durften, fluchten die Füße, weil sie sich unablässig anpassen mussten.

Andenken vom Arches Half Marathon

Aber die Aussicht – ein Traum! Vor einem erstreckt sich die Skyline des Arches National Park mit dem markanten Balanced Rock und sogar einem der berühmten Steinbögen in der Ferne. Dieser Abschnitt ist landschaftlich das absolute Highlight: eine Mischung aus epischem Western-Feeling und knallharter Slickrock-Challenge.

Gut 10 Kilometer führt die Strecke über dieses unnachgiebige Gestein, und ich war ehrlich froh, als ich endlich wieder über etwas Geröll und Lehm traben durfte. Erst da spürt man, wie sehr man’s doch schätzt, wenn der Untergrund ein klein wenig dämpfend wirkt.

Ziel in Sicht und Frostbeulen adé

Den letzten Teil des Rennens habe ich mit dem Wissen absolviert: „Gleich ist es geschafft“. Die Temperatur blieb eisig, aber immerhin tat das Herz einen Sprung, denn ich wusste, dass ich nach der Ziellinie endlich wieder in die Wärme konnte – oder besser gesagt in die etwas weniger kalte Luft. So fröstelnd, wie ich unterwegs war, brauchte ich definitiv keinen Extra-Endspurt, um motiviert zu sein. Im Ziel gab es wieder ein leckeres, heißes Süppchen, wie schon beim Behind the Rocks Ultra im März.

Fazit: Wer nach Moab reist, sollte den Arches Half Marathon definitiv in Betracht ziehen. Landschaftlich bekommt man vor allem in der zweiten Hälfte das volle Programm. Für alle, die es noch härter mögen, stehen die 50-km- und 50-Meilen-Distanzen zur Auswahl – laut Erzählungen anderer Läuferinnen und Läufer waren die richtig heavy. Für mich war’s als „Beifang“ einer Moab-Reise aber perfekt.

Ende Januar: ideale Reisezeit für Moab

Der späte Januar erwies sich als klasse Reisezeit. Während ab März Touristenmassen Moab stürmen, war jetzt quasi nix los. Die Straßen waren frei, die Restaurants entspannt (oder geschlossen) – ich hatte oft genug das Gefühl, Moab ganz für mich zu haben. Das Wetter war – von diesem einen wolkenverhangenen Tag abgesehen – sonnig und strahlend blau. Morgens zwar bitterkalt, aber sobald die Sonne aufging, konnte man die Jacke offenlassen. Mit dem richtigen Zwiebellook hält man es locker aus.

Rückblickend war es also die perfekte Kombi: ein ruhiges Moab ohne Hektik, dazu ein herausfordernder, aber wunderschöner Halbmarathon – und jede Menge Zeit, die atemberaubende Natur zu genießen. Wer also Anfang des Jahres noch ein freies Zeitfenster hat: Moab und der Arches Half Marathon sind definitiv eine Reise wert.

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