Wer in der heutigen Zeit noch ein Print-Magazin herausbringt, muss schon verrückt enthusiastisch sein. Aber wenn die Form und der Inhalt stimmen, haben auch Hefte noch eine Chance. Das neueste Werk für Fans des Ausdauer-Sports heißt „Podium“. Das Blatt punktet mit starken Inhalten, hat aber noch Verbesserungs-Potenzial.
Noch bevor ich die erste Ausgabe von „Podium“ in den Händen hielt, musste ich der Mit-Herausgeberin Franzi Reng gratulieren.
Wer in der heutigen Medienlandschaft den Schritt wagt, ein Print-Magazin auf den Markt zu bringen, muss allein schon für seinen Mut beglückwünscht werden. Und die ersten Appetit-Happen, die von dem Blatt zu sehen waren, ließen auf einen starken Inhalt hoffen.
Beeindruckender Post über das Karriereende
Franzi, die krankheitsbedingt leider ihre hoffnungsvolle Marathon-Karriere beendet hat, nun allmählich wieder auf die Beine kommt und sich in Zukunft wohl dem Triathlon widmen wird, hat vor Kurzem mit einem beeindruckenden Post auf ihrer Website gezeigt, dass Sportlerinnen und Sportler im Hochleistungsbereich oftmals eine Reife mitbringen, die ich in dem Alter nicht hatte. Die Disziplin des Trainingsalltags färbt wohl ab.
Anders kann ich mir auch nicht erklären, dass Franzi zusammen mit ihren drei Mitstreitern den Schritt gewagt hat, im Selbstverlag ein so wertig aussehendes Magazin an den Start zu bringen. Auch wenn Franzi quasi „vom Fach“ ist und seit einiger Zeit als Autorin und Journalistin arbeitet. Hut ab!
Das kann das Magazin „Podium“
Zehn Euro kostet „Podium“, einer davon geht an die Sporthilfe. Für zehn Euro darf man als Leser einiges erwarten und manches davon hält das Magazin auch. Aber eben nur manches.
Folgende Dinge habe ich erwartet:
- viele starke Interviews
- großformatige Fotos
- Reportagen
- kritisches Hinterfragen der Szene
- Hintergründe
Zunächst einmal das Positive: „Podium“ bietet alles, was ich erwartet habe – bis auf die Reportagen. Vielleicht kommen die noch in späteren Ausgaben. Das Heft setzt auf Interviews und Fotos, im Grunde ein guter Ansatz. Eines der besten Blätter am Zeitschriftenmarkt ist meiner Ansicht nach das Interview-Magazin „Galore“. Ich habe mich also auf eine Art „Galore“ für Sportler gefreut.
Highlight: Interview mit Doping-Journalist Hajo Seppelt
Dafür sind die Interviews aber ein Tickchen zu kurz. Ich hätte mir locker doppelt so lange Gespräche erhofft, zumal die Interview-Partner allesamt spannend sind.
Allen voran Hajo Seppelt, dessen Erfahrungsschatz schon für eine komplette Sonderausgabe reichen würde. Auf den vier Seiten lässt Seppelt schon tief blicken, allerdings hätte ich mir hier und da ein kritischeres Nachhaken gewünscht. Ein Beispiel? Im Interview mit Marathonläufer Tom Gröschel wird von Trainingslagern in Flagstaff und Kenia und ihre Vorzüge gesprochen.
Im Seppelt-Interview wird gerade Flagstaff als ein Ort genannt, an dem Sportler für Doping-Kontrolleure schlecht zu erreichen seien. Da hätte ich mir ein intensives Bohren sowohl bei Gröschel als auch bei Seppelt gewünscht. Sehr gut ist die kritische Nachfrage zum Wechsel von Konstanze Klosterhalfen zu einem unter Doping-Verdacht stehenden Trainer in den USA.
Bilder sind toll – aber zu klein
Die Sport-Fotos im Heft sind toll und beeindruckend. Sie haben Atmosphäre und vermitteln Spannung. Leider sind viele der Querformate ziemlich klein mit ziemlich viel Weißraum gedruckt.
Das mag modernes Layout sein, für zehn Euro erwarte ich aber eigentlich volle Seiten und ein echtes Foto-Brett. Die grandiosen Bilder hätten jedenfalls eine größere Präsentation verdient gehabt.
Die Fotos sind thematisch sortiert, zeigen starke Impressionen etwa von den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften, vom Düsselorf-Marathon oder vom Triathlon. Allerdings fehlen die Bildunterschriften.
Fazit: Starkes Heft mit Verbesserungspotenzial
Die Erstausgabe von „Podium“ weist in die richtige Richtung. Der Fokus auf Persönlichkeiten ist meiner Meinung nach richtig. Allerdings dürften es für den happigen Preis von zehn Euro gerne noch zwei Geschichten mehr sein.
Unbedingt positiv: Das Heft kommt ohne Anzeigen aus und verzichtet auf die in Laufzeitschriften leider übliche Vermischung von Werbung und redaktionellem Inhalt. Bei vielen Titeln weiß man ja nie so recht, ob man gerade ein Advertorial oder einen echten Beitrag liest. In „Podium“ ist alles echt.
Dringend sei dem Team angeraten, das Magazin mit spannenden Reportagen anzureichern und die Interviews einen Tick länger zu machen. Die wirklich guten Fotos haben eine größere Präsentation verdient.
Vielleicht ist ja all das schon angedacht. Ich freue mich auf die zweite Ausgabe von „Podium“.