Achilles-Krimi: Nur der Tod ist schneller

 

Er ist wieder da! Hajo Schumacher ist kurz in sein Alter Ego Achim Achilles geschlüpft und hat ein neues Werk veröffentlicht: einen Krimi. Hier lest ihr, ob sich der Kauf lohnt.

Wer gerne läuft, sollte Hajo Schumacher kennen. Überhaupt sollte jeder Hajo Schumacher kennen, denn seit Jahren liefert der Politik-Journalist zuverlässig Analysen, Meinung und Unterhaltung ab wie nur wenige sonst. Die Läuferwelt begeisterte er darüber hinaus jahrelang als Achim Achilles. Jetzt also das Debüt als Krimiautor.

Die Handlung: Laufende Ermittlungen

„Nur der Tod ist schneller“ (hier bestellen) handelt, kurz gesagt, von einem kauzigen Kommissar mit zurückliegender, erfolgreicher Laufkarriere (er brachte es zum Polizei-Europameister), der beim Laufen an den Fundort einer Leiche gerät. Im Zuge (oder im Laufe?) der Ermittlungen muss er seinen Trainingsplan für den Berlin-Marathon um- und dem Mörder/ der Mörderin zusetzen und bekommt einen tiefen Einblick in die Welt der Running Crews, die Party-Szene im legendären Berghain und in die Welt dubioser Sponsoren und Doping-Sünder.

Die Figuren: Abziehbilder ohne Tiefgang

Schumacher/ Achilles schafft es leider nicht, seinen Personen ein Leben jenseits des laufenden Falles zu verschaffen. Klar, es gibt kleine Scharmützel und Andeutungen von Persönlichkeit, aber wirklich warm wird die Leserschaft nicht mit dem Handelnden. Die Figuren bleiben Klischees ihrer selbst, egal, ob Transsexuelle oder ukrainische Geflüchtete.

„Nur der Tod ist schneller“ von Hajo Schumacher.

Entsprechend abziehbildhaft sind die Dialoge und inneren Monologe. Das erinnert auf unschöne Art an Urlaubs-Krimis, die auch nur am Urlaubsort selbst wirklich Spaß machen. Das findet seinen traurigen Höhepunkt bei der Namensgebung für den ermittelnden Kommissar: Peer Pedes heißt der laufende Ermittler – echt jetzt? Sorry, das ist einfach too much und hat das Niveau eines abgedroschenen Zehntklässler-Witzes aus einer Lateinklasse in den 80ern.

Die Sprache: Achilles ist stark, wenn es ums Laufen geht

Stark wird „Nur der Tod ist schneller“ immer dann, wenn Schumacher zu Achilles wird und über das Laufen, das Training und das Innenleben von Läufern schreibt. Da steckt viel Wiedererkennungswert drin. Allerdings wirkt die selbstironische, oft wunderbar rotzige und blasphemische Art, wie Achilles über Läufermarotten oder Eigenheiten Berlins herzieht, immer wieder etwas fehl am Platz. Irgendwie wollen Krimi-Erzählstil und Achilles nicht so richtig zueinanderfinden. Schade, denn immer wenn Achilles in den Vordergrund rückt, ist „Nur der Tod ist schneller“ wirklich lustig.

Auf der anderen Seite ist die Sprache leblos-langweilig, wenn die Figuren sprechen. Sie sprechen alle gleich, entwickeln keine Persönlichkeit. Das wirkt so lebensecht wie hochdeutsch sprechende Protagonisten in einem Stuttgarter Tatort. Da wird selbst das Berghain zur Dorf-Disco.

Fazit: kein Muss, nicht mal für Läufer

„Nur der Tod ist schneller“ ist leider keine Pflichtlektüre für Läufer. Es ist ein unterhaltsamer, schnell gelesener Roman mit Witz. Achilles/ Schumachers Krimi spielt auf dem gleichen seichten Niveau wie die verschrobenen Eberhofer-Krimis, die allerdings den Vorteil haben, dass die Figuren Mundart sprechen und schon dadurch lebendiger wirken. Vielleicht ist Berlin einfach der falsche Ort.