Schluss! Ende! Aus! Diese Zeilen schreibe ich auf meinem Handy, während ich auf einer Parkbank sitze. Ich trage einen Laufrucksack mit Trinkblase, das Wetter ist herrlich — und mich plagt eine Frage: Seit wann bin ich kein Läufer mehr?
Mein Blick schweift über ein Feld zwischen Dortmund-Löttringhausen und -Kirchhörde. Es ist so schön hier, darum steht hier auch eine Bank. Unzählige Male bin ich hier schon gelaufen. Ironischerweise habe ich genau hier auch einige meiner ersten Laufschritte gemacht. Damals war ich motiviert.
Jetzt überlege ich ernsthaft, es für immer sein zu lassen.
Keine Motivation mehr seit dem Ultra
Seit dem Antelope Canyon Ultra bringt mir die Lauferei überhaupt nix mehr. Ich habe keine Ziele mehr, weil es keine Events mehr gibt. Nur so zum Selbstzweck kann ich mich immer schlechter motivieren. Den Fitnessstand zu halten, turnt mich überhaupt nicht an. Ich will mich verbessern, aber dazu brauche ich ein Ziel, das glamouröser ist als eine Zahl auf der Waage.
Die Ziele sind futsch. Der Mühlenkopf-Kraxler: in den Herbst verlegt. Stelvio-Marathon: in den Juli verlegt, fällt somit flach, weil ich am neuen Datum nicht kann. Paris-Marathon: im Oktober. Noch schlimmer als die Verlegungen ist allerdings die Tatsache, dass ich darüber erleichtert bin. So sehr ich mich über den Freistart beim Stelvio gefreut habe, so sehr bin ich erleichtert, nicht trainieren zu müssen.
Seit Tagen muss ich mich zum Laufen motivieren. Oft freue ich mich sogar darauf, kann mich aber trotzdem nicht aufraffen. Zu kalt, zu spät, keine Zeit, zu viele Leute — irgendwas ist immer. Liegt das nur an Corona?
Es gibt so kleine Highlights. Oft spüre ich sogar, dass ich körperlich richtig gut drauf bin. Dann macht das Laufen total Bock. An anderen Tagen — und die hat es früher, also vor Corona, so gut wie nie gegeben — gehe ich kurz vorm Loslaufen noch kurz auf den Balkon, finde es zu kalt und ziehe meine Laufsachen wieder aus. Das ist doch nicht normal!
Während ich das schreibe, erhole ich mich allmählich von der plötzlichen Hitze. Sieben Kilometer stehen auf der Uhr. Ich beschließe, die zehn voll zu machen. Aufstehen, loslaufen. Klappt. Ich laufe, sogar recht gut.
Als die Uhr auf zehn Kilometer springt, mache ich sie aus. Die zwei Kilometer bis zur Haustür schleiche ich. Ab wann hört man auf, ein Läufer zu sein?
Spätestens auf Baltrum bekommst du ein gratis Mental-Coaching von mir. Und wenn das nur darin besteht, dich während des Laufs in wilde Diskussionen über Watzke vs. Hoeness zu verwickeln.
Wird schon. Und ein Ende in Sachen Corona ist ja zuminest auch in Sicht.
Lieber Stefan,
ja, das kenne ich. Nach der Triathlon-Langdistanz, für die ich quasi über eine Jahr meines Lebens wie kaserniert verbracht habe, war bei mir die Luft raus. Auch körperlich ging es danach deutlich bergab – nicht wegen Faulheit, sondern irgendwas hat sich verändert, dass bei gleichem Trainingsumfang ein Einbruch kam. Nein, kein Übertraining, einfach ein Nachlassen. Das hat mir den Schneid genommen, auch psychisch.
Die gute Nachricht: Das ist ok. :o) Alles hat seine Zeit, ich habe neue Dinge, die mich „bewegen“.
Laufen gehe ich mittlerweile einmal die Woche mit einem Freund. Das macht Spaß, er kommt gleich vorbei, dann ziehen wir irgendwas um 10 bis 13 KM ab und das reicht dann auch. Schwimmen im Sommer im See und ab und an eine Radausfahrt mit Spaß.
Ich sage nicht, Aufhören ist gut. Aber Aufhören ist eine Option, die keine Schande ist. Höre einfach mal auf Deinen kaum noch vorhandenen Bauch ;o)
Viele Grüße
Stephan
Danke!
Naja, aufhören ist für mich eigentlich noch keine Option. Ich hab ja eigentlich noch total viel vor, wenn auch zurzeit nichts Konkretes. Ich wäre ja schon zufrieden, wenn ich wieder einen Arbeitsweg laufend erledigen könnte. Aber ich habe momentan keine Lust, eine Strecke mit den Öffis zu fahren. Wenn sich das Wetter endlich mal stabilisiert, fahre ich wieder mindestens einmal in der Woche mit dem Rad zur Arbeit und zurück. Das bringt schon viel, vor allem der Rückweg (viel bergauf).
Gestern ist eine Mail mit einem neue. Gratis-Code fürs Stilfserjoch gekommen. Jetzt grübele ich schon, wie sich ans Ende des Baltrum-Urlaubs flanschen lässt. 🙂 Die Motivation ist also noch irgendwo da, aber der Innere Schweinewachhund lässt sie nicht raus.