Für einen Dortmunder ist Hagen so weit weg wie, sagen wir, Saarbrücken. Nur dass man an die Saar durchaus mal reisen würde, an die Volme eher nicht. Dabei hat Hagen für Läufer richtig viel zu bieten.
Hagen ist für Dortmunder meistens irgendwie im Weg. Auf dem Weg in den Süden zum Beispiel ist die Baustelle der Lennetalbrücke total im Weg. Oder wenn man oben in Syburg beim Kaiser-Wilhelm-Denkmal den Besuch aus Bayern bitten muss, jetzt nicht nach unten zu schauen, sondern den Blick in die Ferne schweifen zu lassen.
Denn da unten, am Fuße des Kaisers hat Hagen einen seiner vielen Schandflecken hingesetzt: das Industriegebiet in Bathey.
Hagen hat reichlich Schandflecke
Schandflecke hat Hagen reichlich. Altenhagen, Wehringhausen, den Bahnhof… Und da, wo Hagen schön sein könnte – entlang der Ruhr –, haben findige Verkehrsplaner eine fette Bahnstrecke und die Autobahn 1 platziert. Es ist ein Jammer. Dass ausgerechnet Hagen die Fernuniversität erfunden hat, verwundert nicht.
Doch all diese Hässlichkeit, mit der Hagen so verschwenderisch umgeht, wird der Stadt in der Fläche gar nicht gerecht. Oder um es kurz zu sagen: An Hagen stört eigentlich nur, dass es an einigen Stellen zu viel Hagen hat.
Industrialisierung is a bitch
Läge Hagen nämlich im Schwarzwald, hieße es Freiburg und wäre bildschön. Aber Hagen ist nun mal Industriestadt und teilt daher sein Nachkriegsschicksal mit all den Hernes, Bottrops, Wuppertals und Wattenscheids, deren Flair erst weggebombt und dann beim Wiederaufbau endgültig wegplaniert wurde. Doch anders als etwa Herne, hat die Stadt an Ennepe, Lenne, Ruhr und Volme immerhin landschaftlich viel zu bieten. Doch Hagen wäre nicht Hagen, wenn man beispielsweise die Volme nicht gekonnt aus dem Stadtbild verdrängt hätte. Ein Fluss in der City ist ja normalerweise ein Hingucker und Garant für Flair und Lebensqualität. In Hagen lässt man die Volme lieber in einem Tunnel unter dem Bahnhof durchfließen – ja, die böse Industrialisierung.
So, genug auf Hagen rumgehackt. Wie hat mal jemand gesagt? Hagen ist eine kleine Stadt mit allen Problemen einer großen Stadt. Kann sie irgendwie auch nix für.
Dort, wo Hagen nicht bebaut ist, ist es wirklich schön. Und das ist ein Grund, warum Bewohner des Laufparadieses Dortmund eben doch ab und an mal den Weg in die Nachbarstadt auf sich nehmen sollten: zum Laufen oder zum Wandern.
Der famose Hagener Volkslauf
Wäre diese lästige Corona-Pandemie nicht gewesen, hätte ich auch in diesem Jahr ganz, ganz bestimmt wieder auf Emst am Start zum famosen Volkslauf von Concordia Hagen gestanden. Der führt 21 Kilometer lang durch Felder und Wälder und über fiese Berge – ganz nach meinem Geschmack.
Direkt hinter meiner Arbeitsstelle führt ein widerlich steiler Weg zum Drei-Türme-Weg, einer rund elf Kilometer langen Schleife durch einen Teil von Hagens Wäldern. In der Mittagspause habe ich bereits einen der drei Türme in Angriff genommen und war schwer begeistert.
Begeistert vom Drei-Türme-Weg
Doch nun konnte ich das schöne Wetter endlich nutzen, um den kompletten Drei-Türme-Weg anzupacken. Leute, ich kann nur empfehlen: Macht das!
Die drei Türme heißen „Eugen-Richter-Turm“, „Bismarckturm“ und „Kaiser-Friedrich-Turm“ und sind über einen sehr schönen Wanderweg miteinander verbunden, der so gut wie nirgends asphaltiert ist und manchmal sogar Single-Trail-Charakter hat. Das macht richtig Spaß!
444 Höhenmeter habe ich bei meinem Lauf gesammelt. Der Drei-Türme-Weg bietet an vielen Stellen außerdem die Möglichkeit, Abstecher zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten wie dem Hagener Freilichtmuseum einzubauen. Ich habe mich auf den Basisweg beschränkt und weiß, dass ich den nicht zum letzten Mal gelaufen bin.
Lauf zur Arbeit: Herrlicher Blick auf den Hengsteysee und Dortmund-Syburg.
Außerdem gibt es noch den Turm auf dem Kaisberg, der einen Abstecher von Dortmund aus wert ist. Und auch im Flyer Wald und in Hohenlimburg läuft es sich hervorragend.
Dortmunds heimliche Liebe: der Hengsteysee
Von Dortmundern gern zum Laufen, Wandern und Spazieren genutzt wird ja der Hengsteysee. Aus Dortmunder Sicht gehört das von der Ruhr gebildete Gewässer natürlich vollständig zur schönsten Stadt der Welt. Allenfalls ist es vielleicht Niemandsland. Aber zu Hagen? Nein, nein, nein.
Doch. Die Wahrheit ist sogar noch trauriger: Der Hengsteysee gehört mit keinem Tropfen zu Dortmund. Sobald du ins Wasser fällst, bist du in Hagen. Gemein.
Dann sind da noch die Pace Pack Runners
Eine echte Kopfnuss für jeden lokalpatriotischen Dortmunder Läufer ist, dass Dortmunds coolste, beste – eigentlich die weltbeste! – Runningcrew gar nicht aus Dortmund kommt, sondern ursprünglich aus Hagen: die Pace Pack Runners.
Ohne die Pace Pack Runners wäre Dortmunds Laufszene um einige Highlights ärmer. Allein schon die donnerstäglichen Lauftreffs an der Bergmann Brauerei sind ein Pflichttermin im Laufkalender. Auch die Unterstützung lokaler Laufevents ist ein wahnsinnig wichtiger Beitrag. Dafür ein megafettes Danke!
2 Antworten auf „Warum Dortmunder auch mal in Hagen laufen sollten“