Mein letzter echter Lauf war am 5. November. Seitdem habe ich zwei kleine Testläufe gemacht – mit ernüchterndem Ergebnis. Die Pause dauert also noch. Zeit für mentale Arbeit.
Am 14. April steht mein erster Jahreshöhepunkt an: der Paris-Marathon. Ursprünglich hatte ich geplant, diesen Lauf locker und mit GoPro anzugehen. Dann hat sich mein Kumpel Wiggy ebenfalls für Paris angemeldet, und schon war mein Ehrgeiz geweckt.
Eine Marathon-Vorbereitung zu zweit und dann im privaten Wettrennen mit Wiggy durch Paris laufen – das wäre es doch gewesen!
Schambein zerstört Marathon-Planung
Doch dann kam das Schambein. Wenn ich ehrlich bin, zwickte das schon beim Köln-Marathon. Aber da konnte ich es noch ganz gut ignorieren. Nach Köln war ich noch sechs Mal laufen, jedes Mal mit deutlichem Schmerz in der Körpermitte.
Irgendwann war klar: Ich brauche eine Pause. Dr. Google und mein Hausarzt diagnostizierten eine Schambeinentzündung. Was für ein Horror! Sechs Monate Pause?! Hoffnung brachte ein kurzer Plausch mit Gina Lückenkempers Trainer. Als Ginas Mitte zwickte, sei sie sofort in die Sonne gereist und habe vier Wochen später wieder trainieren können.
Ich bin nicht Gina Lückenkemper
Tja, ich bin aber nicht Gina, und statt in die Sonne zu fliegen, fahre ich im deutschen Herbst und Winter nach Hagen und Essen. Zwei Monate sind es nun. Zweimal bin ich testweise laufen gewesen. Beim ersten Mal schlappe vier Kilometer, danach ging nix mehr. Neulich waren es neun Kilometer – da ging es etwas besser. Es nervt!
Pillen, Gymnastik und Ruhe
Um den Heilungsprozess vielleicht etwas anzuschieben, habe ich jetzt verschiedene Mittel probiert:
- Traumeel: eine Packung Pillen habe ich vertilgt. Effekt: keiner
- Ibuprofen: Im Medizinschrank lag noch eine Schachtel Ibu 600. Aus Furcht vor Nebenwirkungen im Magen habe ich die Einnahme aber nach vier Tagen reduziert und schließlich beendet. Effekt: Es ist viiiiielleicht ein klitzekleines bisschen besser geworden.
- Ruhe: Nix habe ich gemacht. Echt nix. Zumindest im sportlichen Bereich. Okay, ich musste zwischendurch eine Küche renovieren, was aber keine Schmerzen verursacht hat. Effekt: keiner
- Gymnastik: „Schambeinentzündung schnell heilen“ – na, wenn das nicht verheißungsvoll klingt! Ein Video mit einer einfachen Übung versprach eine extrem flotte Heilung. Also: Sportmatte ausgerollt und ab. Die Übung ist kurz, aber anstrengend. Für das große Ziel nehme ich gerne Anstrengung in Kauf. Naja. Mein Bekannter Max gab mir eine andere Übung mit auf den Weg. Seine Meinung: Bei der Entzündung handelt es sich eher um eine Blockade. Als ich die Übung ausführte, spürte ich tatsächlich einen Ruck an der fraglichen Stelle. Effekt: keiner, aber ich versuche es noch mal.
- Ostheopathie: Zwei Sitzungen hatte ich bis jetzt, zwei zahlt auch die Kasse. Sitzung Nr. Eins war die Anamnese. Nach einstündigem Abtasten erfuhr ich, dass meine rechte Niere etwas zu tief sitzt und vielleicht auf den Hüftbeuger drückt. Dass ich irgendwie verkehrt zusammengebaut bin, war immer klar. Auf die Niere wäre ich nicht gekommen. Zur zweiten Sitzung kam ich 20 Minuten zu spät (danke, Deutsche Bahn!). Bezüglich des Schambeins glaubt die Ostheopathin auch eher an eine Blockade. Effekt: Nach sanftem Druck aufs Schambein scheint sich da etwas gelöst zu haben. Ich hoffe auf die nächsten beiden Sitzungen.
Das neue Projekt: Gelassenheit und neue Ziele
Wie soll es nun weitergehen? Eine Hilfe habe ich in Michele Ufers Buch „Limit Skills“ gefunden, in dem Sportler von Erfolgen und Misserfolgen sowie vom Erkennen und Akzeptieren von Grenzen berichten.
Ich muss mich auch neu justieren. Paris habe ich wettkampfmäßig abgehakt. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, werde ich Ende Januar/Anfang Februar nicht in die Vorbereitung einsteigen. Ich hoffe einfach, dass ich bis Paris irgendwie wieder laufen kann. Der Marathon wird dann halt ganz gemütlich gelaufen und gewalked – mit GoPro zum Genießen. Denn der vierte Auftritt dort wird ganz bestimmt mein letzter sein.
Der Berg ruft: Ich will nach Südtirol
Mein neues Hauptziel liegt in der traumhaften Bergwelt Südtirols. Dieses Mal ist es nicht das Stilfser Joch, sondern der Langkofel. Dort gibt es zu Pfingsten einen Halbmarathon, an dem ich gerne teilnehmen möchte.
Und wenn der Heilungsprozess so läuft, wie ich es mir erhoffe, steht einem echten Höhepunkt im Herbst nichts im Wege. Dann werde ich mich wohl für den Rothaarsteig-Marathon anmelden.
Bis dahin heißt es: Ruhe bewahren. Schwer genug.
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